Thomas Larcher: zu Vier Seiten für Violoncello (1997)

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„Vier Seiten“ für Violoncello stellt den Versuch dar, ein Ereignis, welches in der Realität etwa zwei Sekunden dauert, in extremer Zeitlupe darzustellen, und dadurch über die große Linie der Bewegung hinaus auch die Mikrobewegungen sicht- bzw. hörbar zu machen.

Beim Komponieren des Stücks kam mir immer wieder der tödliche Unfall von Ayrton Senna in den Sinn – ein Unfall, der in den Fernsehprogrammen immer wieder, bis zur Unerträglichkeit, in Zeitlupe gezeigt wurde.

Der schnellen Bewegung des Autos unmittelbar vor dem Aufprall an einer Betonmauer, einer Bewegung, die nicht mehr zielgerichtet war, sondern außer Kontrolle geraten war, bei der das Fahrzeug hin- und hergerissen wurde, folgte ebendieser. Er stellte sich in dieser extremen zeitlichen Vergrößerung nicht mehr als Aufprall, sondern als ein schnelles Ineinanderschieben von Kohlefaser-, Metall- und Menschenteilen dar.

Nach diesem Aufprall, sozusagen als Nachspiel, verlangsamte sich alles plötzlich, Reifen und Autopartikel schwebten durch die Luft, der Torso des Gefährts schwang bis zur Bewegungslosigkeit aus.

In diesem Moment erst bemerkte ich, dass die ganze Abbildung des Vorgangs von lähmender Stille begleitet gewesen war.