Nocturne – Insomnia (2007/2008)

15′
Work commissioned by the ZaterdagMatinee Amsterdam
WP: 01.03.2008, Amsterdam | Ed Spanjaard (conductor), Nieuw Ensemble Amsterdam


Adagio – Double Tempo (very fast)

Orchestra instrumentation
1(also piccolo and alto flute)/1/2(2. also bass clarinet.)/1 (also contrabassoon) – 2/1/1/0 – players (2 players) – accordion – strings. (1/1/1/1/1) Additionally, all players should play diverse noisemakers.


Programme note

Wenn ich die handgeschriebene Partitur von „Nocturne – Insomnia“ durchblättere, entdecke ich Anmerkungen.

Holzschlegel bei Pauke, Sirenenpfeife, singende Säge, Flexaton, Watergong, Waterphone …
Das (Nicht-)Durchziehen von Mustern …
When I write today I still cannot say …
Things to come … Dizzy Gillespie …
Henze-Trompeten … Requiem …
In a silent way …
Komponieren ohne zurückzuschauen …
Sich nicht durch das eigene (Un)wissen begrenzen lassen
Handwritten music
Free at last
Die Sensenmänner von Klagenfurt
Fuge! Geräusche!
Sogar im Traum betreibe ich Selbstzensur … ich träume nur das, was ich mir erlaube zu träumen
Freitag, zwei Uhr, Ruine!

Was diese Anmerkungen, die jetzt willkürlich aus einer größeren Anzahl herausgenommen wurden, bedeuten können, weiß ich nicht; kann ich nicht wissen, da das Stück zu dem Zeitpunkt, da ich diesen Text schreibe, noch nicht beendet ist.

Thomas Larcher, 23.01.2008


„Nocturne – Insomnia“ ist das erste Werk einer angedachten Folge von für sich stehenden Ensemblestücken. Tonalität in verschiedenen Erscheinungsformen zieht sich wie ein roter Faden durch meine letzten Stücke. Ich habe meine musikalische Prägung sehr stark durch die Musik der Klassik und Romantik erfahren. Je intensiver ich begann, mich mit Komposition zu beschäftigen, desto deutlicher wurde mir dies. Und so beschäftige ich mich mit dieser meiner Herkunft, nicht um dorthin zurückzugelangen, sondern um, von dort ausgehend, Wege für meine Musik zu finden.

In „Nocturne – Insomnia“ geht es darum, nicht nur tonal ist gleich (you can also use = instead of „ist gleich“) schön ist gleich langsam zu schreiben, sondern über dieses so naheliegende Prinzip, das gemeinhin mit neuerer tonaler Musik assoziiert wird, hinauszugelangen und „tonale Fäden“ auch durch dramatischere, höchst bewegte Teile zu ziehen.
Im ersten Abschnitt spannt sich ein Bogen aus den tiefsten Tiefen zu den höchstmöglichen Tönen; ab der Rückkehr in die tiefen Register gesellen sich immer mehr Geräusche und rhythmische Flächen hinzu, welche dann den zweiten Teil auslösen: ein völlig ruheloses Gebilde, das immer wieder versucht, sich zu beruhigen, dem das aber nicht gelingen kann.

Das Ensemble wird fast immer als Kollektiv behandelt: das Ensemble an sich als Solist, als EIN Körper, der die verschiedenen Schichten einer Nacht durchschreitet. Insomnia bleibt dabei am Schluss eben ein nicht aufzulösender, nicht zu beruhigender Zustand, darüber kann auch die kleine „Schlafphase“ ganz am Ende nicht hinwegtäuschen.

Thomas Larcher, 22.02.2008